Was bisher bei ‘Der Wunsch‘ geschah:

Teil I – Der verwunsche Wunsch

Teil II – Nev brechtu, Druid! Cluto-Cluto Urtucis

Teil III – Jugendlicher Wahn

Teil IV – Im Angesicht des verfluchten Wunsches

Teil V – Halloween 2021

Teil VI – Druide Abancos und Kaiser Konrad II

Teil VII – Der Firk

Teil VIII – Die Geheimnisse des Stadtarchivs

Teil IX – Des Grafen grausames Geschäft

Teil X – Die Leiche für den Firken

Ohne Gutten machen sich Kendra, Silke und Dagos ans Werk den Plan umzusetzen. Kendra entführt eine Leiche aus dem Krankenhaus, während Silke und Dagos auf der anderen Seite des Stadtsees der Polizei ein Schauspiel darstellen. Mit der Leiche beginnen sie die Ablenkungsvorbereitungen und schon erscheint der Firk aus dem Nebel des Stadtsees. Er nimmt das Opfer an und verschwindet wieder.

Teil XI – Düstere Ahnung


Noch in der Sekunde nach dem Verschwinden des Pucas und der alles verschlingenden Dimensionsspalte kommt die Welt peu à peu in die Wahrnehmung von Silke, Kendra und Dagos zurück.

Kendra übersetzt sofort die Worte des Firken, die noch in ihrem Kopf widerhallen: „Du machst mich nicht unglücklich. Oder so etwas in der Art.“

Die Anspannung aller dauert an, bis Silke fragt: „Bedeutet das, er hats geschluckt?“

Diese Frage würde auch Dagos gerne stellen, doch fürchtet er sich, sich vor Kendra zu blamieren. Zumal er sich sicher ist, sie nun wieder für sich und die Sache gewinnen zu können. Die außergewöhnlichen Ereignisse, das verlangt Dagos vom Schicksal, müssen sie einfach wieder in seine Arme treiben.

Kendra beendet die gespannte Stille: „Ja. Das heißt es wohl!“

Es dauert etwas, doch die Freude über den Sieg über den Puca, den Kobold oder den Firken erfasst die drei, die den gemeinsamen Freudenchor mit den Tränen der Erleichterung anstimmen.


Die Umarmung von Dagos und Kendra beginnt herzlich. Das angenehme Gefühl der Nähe und bei Dagos der einsetzende, atmende Wunsch nach Kendra führen im Moment des Triumphes zu einer unkontrollierten Knutscherei. Silkes Eifersucht stiftet ihre Empörung an, der sie anfänglich eine Stimme verleihen will. Doch die Dankbarkeit kühlt diese Ambition auf eine Gleichgültigkeit herab, denn sie kann nun noch ein wenig ihre Jugend genießen.

Niemandem ist das stundenlange Fehlen des Trios am Set aufgefallen. Niemand bemerkte ihr Verschwinden, bis sie verschwunden waren, und niemand stellt das infrage.

Zur vorangeschrittenen Uhrzeit – kurz vor Mitternacht – sind doch noch einige Menschen unterwegs. Meist sind es Partygänger der vielen Halloween-Partys. Ein Feiertag, dessen Gefahren sich diese Menschen aber gar nicht im Klaren sind. Sie wissen nichts von den Gefahren, denkt sich Dagos und ist doch dankbar dafür. Ein unbedachter Wunsch könnte die Erde zerreißen. Die vorüberziehenden Unwissenden witzelten lediglich über die schlechte Ausleuchtung der vermeintlichen Filmaufnahmen, auf denen man nichts erkennen würde. Eine besondere Aufmerksamkeit erhascht der Satz: „Die Leiche sieht ja auch voll unecht aus. Das wird ja bestimmt ein ganz schlechter Krimi.“

Silke, Kendra und Dagos reagieren schnell und räumen alles innerhalb weniger Minuten zusammen.

Auch die Polizisten stellten die Überwachung mit dem im Protokoll notierten Vermerk „Die verdächtigen Personen kamen nicht zurück“ ein. Dieser Umstand erlaubt es Kendra, die Leiche unbemerkt wieder in die Kühltruhe des Krankenhauses zu verfrachten, nachdem Dagos einen Streit mit Silke initiierte, um das Personal im Krankenhaus abzulenken. Diese folgen der Abwechselung zwischen den Notfällen sitzend und mit Chips und Getränken ausgestattet. Der nächste Notfall lässt aber nicht lange auf sich warten, sodass Kendra das Krankenhaus auch wieder unbehelligt verlassen kann.

Als Halloween endet, findet Silke zu ihrer eigentlichen Gestalt zurück. Sie nimmt ihren Sohn mit in ihr tröstendes Heim. Die Zeit für die Witwe Silke Eichmann gestaltet sich schwer. Ihre Trauer über den Tod ihres Mannes wird durch die Gewissheit, ihren Sohn gerettet zu haben, versüßt. Die Obduktion ergibt schließlich einen natürlichen Tod ohne Fremdeinwirkung.

Mit jedem Tag in der Anfangszeit bereut sie die Streitereien und die Aufregungen über Kleinigkeiten. Erst wenn man etwas verliert, kann man dem seine Bedeutung verleihen. Diese Gewissheit erfüllt Silke gleichermaßen mit Trauer und Freude über ihren Sohn. Mit einer beträchtlichen Summe bedankt sich Silke bei dem frisch getrauten Paar, Kendra und Dagos, als die Polizei jegliche Ermittlungen eingestellt hatte.

„Nur eine Frage noch, Dagos. Wie heißt Du mit Vornamen? Ist Dein Name tatsächlich Dagos Dagos? Ich muss das für die Überweisung wissen“, witzelt Silke aus ehrlichem Interesse.

Dagos grinst und gesteht: „Dir kann ich es ja anvertrauen, nach all dem, was wir erlebt haben.“

Dagos verstärkt sein Grinsen mit den Worten: „Inzwischen finde ich es ja selbst lustig, aber ich möchte dennoch nicht ‚Clafoutis ‘ genannt werden. Im Frankreich ist es eine Süßspeise.“

„Das ist doch charmant“, ruft Silke aus und ergänzt, „und schmeckt auch ziemlich gut! Das gefällt mir Clafoutis Dagos. Aber ich verstehe schon, weshalb Du damit nicht hausieren gehst“, scherzt Silke, als sie ihm den großzügigen Scheck übergibt.

Einzig der Stadtarchivar glaubt der Sache „kein Wort“.

Schließlich hatte man ihm als glaubwürdigen Zeugen versäumt, mitzuteilen, wo sich die Vorgänge zutragen. Dieser Einwand war aus der
verpassten Chance gespeist, ein übernatürliches Wesen gesehen zu haben. So ist Gutten schnell der Hauptzeuge derjenigen, die allen Stadtgerüchten zum Trotz entgegnen, dass nichts an der modernen Legende des Firken von Waller korrekt wäre. Es waren ausschließlich Filmaufnahmen, die aufgrund eines fragwürdigen Konzepts entstanden. „Das ist alles“, bekennt Gutten in regelmäßigen Gesprächsstunden, die ihm einige Aufmerksamkeit bescheren.

Nach einigen Monaten weiterer Herausforderungen, denen sie aber vor der Gewissheit eines bösen Wunsches gerecht werden, finden Kendra und Dagos einen Ausgleich zwischen ihren Berufen. Tatsächlich findet Kendra zu ihrem alten Hobby zurück und studiert die Schriften des Archivs der Druidenschaft. Sie fügt den Schriften kurz vor Samhain des nachfolgenden Jahres auch die gesammelten Erfahrungen und eine Anleitung zur Klärung des übernatürlichen Vorfalls hinzu, der sich just morgen jähren würde.

„Darf man schreiben: ‚Das passt auf keine Kuhhaut′?“, fragt sie, um den neuen Tierschutzwillen ihres Ehemanns Dagos mit einer gewissen Ernsthaftigkeit zu würdigen.

„Nein, wir sagen: ‚Das passt auf keine Kinoleinwand‘, weil die Kuh muss ja erst gehäutet werden und das stuft Tiere als dem Menschen untergestellte Lebewesen ein.“

Sie lässt Dagos aussprechen und kommentiert es mit einem einzelnen „Okay“.

„Was schreibst Du da?“, fragt Dagos vom Glück ihrer Anwesenheit noch immer beseelt.

„Ich schreibe die Abhandlung über den Puca. Die neuesten Erkenntnisse über den antiken Kobold.“

Als Kendra ihren Blick nach draußen richtet, erkennt sie den um sich greifenden Nebel an diesem herbstlichen Tag. Sie vergegenwärtigt sich die Wirkung dieser Szenerie auf unsere Vorfahren und bemerkt für sich: ‚Vielleicht wussten die alten Kelten doch mehr, als wir denken.‘

Kendra will eigentlich nur noch die Überschrift schreiben und beginnt dann doch noch mit dem Zitat des Pucas, dessen genauen Wortlaut sie sich wieder in Erinnerung ruft. Kendra zieht die Notiz aus ihrem Ordner. In diesem letzten Jahr hat Kendra ihre Keltisch-Kenntnisse sprunghaft ausgebaut. Als sie den Wisch herauszieht, lächelt Kendra ob der Tatsache, dieses Rätsel gelöst zu haben.

Sie blickt auf das Notizblatt mit der Aufschrift ‚N’trugmo foi, Druid‘. Mit den ersten Worten, die sie wiederholt, wird ihr schwummrig. Ihr Herz beginnt schneller zu pochen, wie es das immer tut, wenn sie einen Fehler bemerkt. Könnte es sein, dass sie sich in der Übersetzung geirrt hat?

Sie liest den niedergeschriebenen Satz erneut. Ein Schweißausbruch nimmt seine Anfänge, als ihr die tatsächliche Bedeutung des Koboldsatzes gewahr wird. Sie zupft Seite um Seite an den Chroniken der Druidenschaft, um weitere Fragen zu beantworten, die durch ihr aufgeschrecktes Gehirn spuken. Doch die Gewissheit scheint sich wie eine unausweichliche Flut abzuzeichnen.

Schließlich schreit sie nach ihrem Mann Dagos, der aus dem Garten, wo er gerade frische Kräuter für das Essen zupft, ein liebevolles „Schatz,
was ist denn? Mein Liebchen? Mein Seelenverwandter?“ hereinruft.

„Bitte hör kurz mit dem Rosa-Brillen-Scheiß auf. Ich habe mich geirrt. Ich habe einen schrecklichen Fehler gemacht. Der Satz des Kobolds heißt nicht ‚Du machst mich nicht unglücklich‘, sondern ‚Mach mich dieses Mal nicht unglücklich, Druide‘. Verstehst Du? Es war keine Bestätigung, dass der Deal okay ist. Es war eine Drohung!“

Dagos schluckt. Aber erst allmählich wird ihm klar, was Kendra ihm mitteilen will. „Meinst Du, dass… Aber… Selbst wenn, dann kommt er in 491 Jahren zurück. Was soll’s? Wer weiß, ob es bis dahin noch Menschen gibt?“

Kendras Gedanken rattern und enden in der Konsequenz, sich um Klärung zu bemühen. „Warte“, ruft sie, „ich muss etwas prüfen!“

Kendra greift zu ihrem Telefon und innerhalb von wenigen Klicks klingelt es.

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Ich bin Cobromaro, Schüler des Attrebcottus - des großen Druidenmeisters und Kenners des Ululators. Ich wurde von den Göttern berührt. Ich bin Druide, Vates, Drumaros, Bezwinger von Rom, Kenner der Heilgewächse im Namen von Epona, Offenbarter der Macht des Sonnengottes Lugh, genannt Feuerlehrling, Kenner des Geheimnisses des Gottes Taranis und schreibender, gottloser Philosoph.

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