Was bisher bei ‘Der Wunsch‘ geschah:
Teil I – Der verwunsche Wunsch
Teil II – Nev brechtu, Druid! Cluto-Cluto Urtucis
Teil IV – Im Angesicht des verfluchten Wunsches
Teil VI – Druide Abancos und Kaiser Konrad II
Teil VIII – Die Geheimnisse des Stadtarchivs
Kendra berichtet von ihren Erkenntnissen und Gutten informiert die Polizei. Silke wird von der Polizei verhört und Dagos gibt sich als Anwalt aus, um sie aus behördlicher Obhut zu befreien. Doch die F-Bluthunde von Waller, die beiden Polizisten Fritz und Franz, nehmen die Verfolgung auf. Derweil stellt die Historie eine Lösung für Silke in Aussicht.
Teil IX – Des Grafen grausames Geschäft
Kendra übernimmt die ergänzenden Erklärungen: „Ich habe in unseren Archiven nachgeforscht, wie Gutten schon sagte. Das rundet die Geschichte schon etwas ab. Bei uns ist das richtige Datum vermerkt. Der damalige Druide Trastos berichtet von diesem Georg III. Zwar zauberte Trastos vorzugsweise gegen Geld, doch wollte er dem grausamen Grafen zunächst nicht helfen. Doch Georg III. war gegenüber allem und jedem gewalttätig. Ein echter Sympathieträger eben. Georg III. ließ Trastos foltern, drohte ihm mit der Anklage als Zauberer und folglich dem Scheiterhaufen. Der Druide Trastos gab schließlich nach und erzählte dem Grafen vom ‚Wunsch des Firken‘. Der Graf, so berichtete es Trastos, wollte mit der Auslieferung der Wiedertäufer sein Ansehen beim Kaiser steigern und folglich aufsteigen. Der Graf beschwor den Firken kurz nach Sonnenuntergang mit dem Wunsch, der Wiedertäufer habhaft zu werden. Der Firk erschien, so berichtet es die Druidenchronik, und erklärte sich bereit, den Wunsch zu erfüllen. Doch der Firk war richtig schlecht gelaunt und forderte für jeden Wiedertäufer, den es in der Stadt gab, zwei Leben. Der Firk gab dem Grafen die Fähigkeit, die Rädelsführer auf den ersten Blick zu erkennen. Sie würden ihm auffallen, wie entlaubte Bäume im Sommer. Der Graf willigte stoisch ein, aber er stellte eine Bedingung: Er würde die Männer, die im Gegenzug ihr Leben geben mussten, auswählen. Der Firk willigte ein und der Pakt war geschlossen. Der Firk wollte eine Kostprobe und erwartete einen Vorschuss. Aus der Not ließ der Graf seine persönliche Garde, die er immer in der Stadt um sich hatte, antreten. Es waren zehn der besten Reiter der von ihm befehligten Truppen im Schwäbischen Bund. Als sie in üblicher Gardezier aufgereiht nebeneinander ihren Platz einnahmen, ging der Firk durch ihre Reihen. Mann um Mann fiel leblos aus dem Sattel der Rösser. Obwohl Einige sehr wohl begriffen, was passierte, leisteten sie selbst in diesem Augenblick dem Grafen Gefolgschaft. Die Leichen, so berichtet es die Chronik, waren grässlich entstellt. In Angst verzerrte Gesichter verrieten den ausgefochtenen Todeskampf. Ihren Körpern war, den Moorleichen gleich, das Leben ausgesaugt worden. Es muss ein grausiger Anblick gewesen sein. Sinngemäß steht in den Chroniken etwas über Skelette mit herabhängender Haut. Den Grafen berührte der Anblick jedoch nicht.“
Mit einem Auftritt der Dramatik gibt Kendra die Schriften des Trastos wieder: „Jetzt kommt der für uns interessante Teil: Weil es aber mehr Wiedertäufer als Reiter für den Firken gab, forderte der Kobold weitere Menschenleben vom Grafen für die nächste Nacht. Der Graf versprach sie ihm. Würde er nicht die versprochene Anzahl an Menschen liefern, würde er selbst mit seinem Leben dafür bezahlen.“
„Offiziell“, so wirft der Stadtarchivar ein, „war der Graf Georg III. zu dem Zeitpunkt gar nicht in der Stadt. Deshalb kann es sein, dass er diesen Umstand nutzte, um die toten Reiter den Wiedertäufern in die Schuhe zu schieben. Tags drauf kam er mit einer kleinen Armee zurück in die Stadt. Der Graf griff einen Wiedertäufer nach dem anderen auf. Er beschuldigte die Reformisten nicht nur der Gottlosigkeit und der Häresie, sondern eben auch des Mordes an seinen Männern. Seine Strafen vollstreckte Georg III. in bekannter Manier. Die Wiedertäufer wurden gehängt und deren Familien im Stadtsee ertränkt.“
An der Stelle übernimmt Kendra die Erläuterungen: „Doch der Graf wollte keine weiteren Männer opfern. Er wollte den Firken austricksen, denn er würde nur noch eine Nacht lang Macht haben. So ließ der Graf die Leichen der Wiedertäufer auf Pferde binden. Als der Firk durch die Reihen ging, ließ er die Fesseln, die die Leichen auf den Pferden hielten, durchschneiden. So fielen sie herab und der Firk glaubte, der Pakt sei erfüllt. Denn der Firk hatte wohl übernatürliche Fähigkeiten, aber seine Wahrnehmung ist auch begrenzt. Er nimmt nur einen Teil unserer Welt wahr, schreibt Trastos. Er kann in unserer Welt nichts riechen und nur schlecht sehen. Der Firk verschwand und Halloween war vorbei. Der Graf hatte es geschafft und wurde in seinem Adelsrang aufgewertet. Dieser Trick könnte auch unsere Lösung sein. Wir brauchen eine Leiche, die wir lebendig aussehen lassen – et volià: Er ist weg. Denn der Firk kann nur an Halloween durchdringen, und das auch nur alle 491 Jahre.“
„Es ist so wie der Meister es sagte: Man muss sich durchsetzen – auch gegenüber Kobolden und Göttern“, wiederholt Dagos die althergebrachte Weisheit. „Also brauchen wir eine Leiche, um den Firken zu täuschen!“
Silke ruft erleichtert auf: „Also gibt es eine Rettung und ich kann meine Jugend genießen?“ Die beratende Runde nickt, jedoch konstatiert Dagos: „Das ist vor allem für Deinen Sohn eine gute Nachricht.“
Den hat Silke tatsächlich schon wieder vergessen. So hält die Scham darüber nur so lange vor, bis ihr Sohn wieder ins Dunkel des Vergessens tritt.
Silke verspürt ein gesteigertes Vertrauen in Dagos, was in ihrer Vorstellung durch die letzten Stunden einen amourösen Charakter erhielt. Wenngleich Silke mit dem Altersunterschied zu ihm hadert. Diese Gedanken erschüttern Silkes Vorstellung, die sie wieder erden und ihr klar werden lassen, dass sie eigentlich älter als Dagos ist.
Den lichten Moment nutzt sie für die Infragestellung der weiteren Vorgehensweise: „Lösung. Klar, und wie kommen wir an eine Leiche?“
In Ermangelung einer Antwort macht sich eine gewisse Resignation in der Runde breit.
Gutten greift zum Telefon und wählt die Nummer der Polizei. Noch als er erklärt, dass er jemanden in der Polizeistation aus dem Kickerverein der Stadt kennt, ertönt auch auf dem Gang ein Standard-Handyklingelton. Aus derselben Quelle des Klingeltons folgen ein Rascheln und eilige Schritte. Dagos und Silke folgen dem Ursprung der Geräusche, während Gutten es weiterhin klingeln lässt. Er geht zum Fenster, das er öffnet, und blickt auf den undurchsichtigen Nebel auf dem Stadtsee.
Als die beiden Beamten aus dem Haus des Stadtarchivs treten, springt Fritz mit seinem klingenden Smartphone um die Ecke und nimmt das Gespräch schwer atmend an. Am Blick seines Kollegen macht er die Tatsache des Aufgeflogen-Seins fest.
„Bist Du dran, Fritz?“, schallt es analog aus dem Fenster des Stadtarchivs und digital aus dem Handy. Fritz denkt ‚Scheiß-Weiterleitung‘ und fragt: „Wie geht es Dir? Ist alles okay? Wenn Du nicht reden kannst, sag: Gruß an Deine Mutter.“
Guttens Antwort, „Nein, es ist anders als Du denkst. Es ist nur, dass wir…“ unterbricht der Polizist Fritz mit seiner Vervollständigung: „… eine Leiche brauchen.“
Dem Gespräch folgend, schaltet sich Dagos ein und ruft: „Jetzt kommen Sie doch bitte mit hoch!“
Diesem Aufruf stimmt auch Gutten an der Strippe zu. Die Polizisten erklären sich bereit und zeigen sich scheinbar interessiert an den Aussagen der Verdächtigen. Tatsächlich überlegen die beiden Polizisten beim Treppensteigen die Paragrafen, weswegen sie die Bande nun beschuldigen wollen.
Der Verdacht auf den Konsum berauschender Drogen konkretisiert sich, als Gutten auf die zusammengekauerte Silke Eichmann zeigt und ihr Alter herausbrüllt. Deren jugendliches Aussehen spielte bei den Überlegungen der beiden Polizisten den Hauptgrund für die These vom Mord. Tatsächlich hatten sie aber das Alter der Ehefrau nicht überprüft. Es nun aber zuzugeben, käme der Überführung der Unfähigkeit gleich, was sie niemals zulassen könnten. „Selbst wenn“, so flüstert es Fritz in das Ohr seines Kollegen, „könnte das manipuliert sein“. Schließlich hat Fritz in seiner 35-jährigen Dienstkarriere schon viel Ungeheuerliches gesehen und erlebt.
Fritz fasst seine Erkenntnisse der Geschichte zusammen: „Sie wollen eine Leiche für ein seltsames Ritual entführen, weil sie eine Verschwörung in der Geschichte entdeckt haben und den Firken beschwichtigen wollen. Den Firken? Den legendären Firken, ja? Habe ich das so richtig zusammengefasst?“
Für die beiden Beamten ist klar, wie es weitergehen würde. Um insbesondere die Reaktion von Dagos und Silke zu beobachten, leitet Fritz einen anderen Zusammenhang her: „Könnte es nicht sein, dass Sie, Herr Dagos, und Sie, Frau Eichmann, eine Affäre haben und Sie gemeinsam beschlossen, Ihren Mann Herrn Eichmann loszuwerden? Und die Story vom antiken Kobold, das sage ich Ihnen gleich, hilft Ihnen da kaum raus. Wollen Sie nicht einfach den Mord an Frank Eichmann gestehen und wir bringen dieses Schmierentheater zu Ende?“
Gutten protestiert: „Aber Fritz, sieh Dir doch bitte Silke, also Frau Eichmann, an. Ich kenne sie seit vielen Jahren, das ist … Das war sie mal. Glaubst Du ernsthaft, dass diese Frau über 50 Jahre alt ist?“
Mit einem verächtlichen Schnauben lehnt Fritz die Erklärung ab. So reagiert er immer, wenn Gutten ihm mit einer dieser Geschichten aus dem Stadtarchivar aufwartet, die nur Gutten selbst faszinieren. Doch nach einer weiteren Intervention durch den Stadtarchivar, sieht Fritz sich gezwungen, es deutlicher zu formulieren: „Es geht hier um einen Mordverdacht. Verstehst Du? Das ist kein Pappenstiel. Egal wie jemand aussieht. Egal welche obskuren Geschichten Du aus Deinen Büchern hervorkramst.“
Diese Wortgewalt lässt Gutten verstummen, doch Fritz setzt nach: „Außerdem hast Du uns doch über den Verbleib von Silke informiert. Jetzt hast Du Deine Meinung geändert? Irgendwas stimmt hier doch nicht.“
„Sie verstehen das nicht“, mischt sich Dagos ein. Zu seiner Jobbeschreibung gehört der Umgang mit dem Unglauben an solche Vorgänge. Niemand lässt sich davon überzeugen, es sei denn, diese Person erlebt es selbst. Außerdem gibt Dagos vor, Anwalt zu sein, und deshalb greift er ein: „Guter Mann! Gemeint ist eine Leiche aus Plastik für ein Filmset. Wir drehen einen Krimi, aber eine neue Art von Krimi im Stil von RSRC. Das Kürzel steht für Real Scripted Reality Crime und heißt übersetzt …“
Um nicht ganz als Provinzbulle dargestellt zu werden, unterbricht Fritz die Erklärung und betont: „Ich bin mir dessen bewusst!“
Dagos setzt seine offenbar gelungene Ausrede fort: „Diese Leute sind Filmleute und planen, einen Film in der Stadt zu drehen. Sie vermischen Realität und Fiktion auf überzeugende Weise. Der Anruf des Stadtarchivars war von uns angestiftet. Wir wollen eine echte Reaktion erzeugen, die dann ins Konzept einfließt.“
Der Polizist prüft das zustimmende Gesicht von Gutten und so ist er geneigt, dem Gesagten zu glauben. Doch obwohl Dagos erkennt, dass die Polizei überzeugt ist, setzt er noch eine weitere Argumentationskette in Gang: „Sie kennen sich wohl nicht mit neuen Tiktok-Trends aus.“
Der Polizist fühlt sich zunächst herabgesetzt. Dieses Gefühl wandelt sich in neue Skepsis, die er mimisch zum Besten gibt, und prüft die Aussage erfolglos auf logische Fehler. Das gibt Dagos den Anlass für ein kurzes Stoßgebet an die Götter, in dem er bittet, dass dieser Polizist tatsächlich keine Ahnung von Social-Media-Trends hat.
Fritz′ Erklärung, „Nein. Mit Tiktok und solchem Zeugs hab ich nichts zu schaffen. So etwas macht mein Junge. Den werde ich dazu mal befragen“, erlöst Dagos nur bedingt, sodass er ein weiteres Mal ansetzt: „Damit könnte die Stadt bekannt werden und eine Menge Touristen anlocken. So ein Trend kann Horden in Bewegung setzen.“
Auch Fritz weiß, wie es um die städtischen Einnahmen steht und dass Tourismusströme gut fürs Geschäft sind. Das würde auch seiner Frau mit ihrem Friseurladen zugutekommen. Unversehens bringt er sogar Sympathien für das Projekt auf.
„Aber finden Sie es nicht pietätlos, frisch trauernde Menschen als Schauspieler zu benutzen?“, gibt Fritz zu bedenken. Dagos Herz pocht wie wild, ob des offenkundigen Makels seiner Geschichte, doch er reagiert schnell: „Je authentischer, desto besser.“
Doch der Kollege von Fritz, Franz, ist davon noch nicht überzeugt. Sein Steckenpferd sind die formalen Fehler einer Geschichte. Seine Ergänzung, davon war Franz überzeugt, ist das Erfolgsrezept der beiden ‚Bluthunde‘. Franz wirft ein: „Können Sie uns bitte noch ihre Drehgenehmigung zeigen? Dann wäre ja alles okay.“
Auch mit solchen Belangen ist Dagos vertraut und kontaktiert einen befreundeten Anwalt, an den er aber nur in absoluten Notfällen herantreten darf – vor allem wenn diese Kontaktaufnahme an einem Sonntag erfolgt. So ist auch dieser Empfang nicht gerade von Freude erfüllt: „Ich hoffe für Dich, das ist wirklich ein Notfall.“
Dagos erwidert ruhig: „Hallo lieber Cousin. Ich habe hier ein Problem mit der Polizei von Waller wegen einer Drehgenehmigung. Kannst Du…?“ Unsanft wird er unterbrochen: „Ja, also gut. Gib sie mir.“
Nachdem der Beamte einige Fragen des Anwalts von Dagos mit „Nein!“ beantworten musste, hört der ganze Raum den laut ausgesprochenen Satz des Anwalts auf der anderen Seite der Leitung: „Sie haben also gar nichts, worauf Sie sich stützen könnten. Und ich bin sicher, ihre Arbeitszeit ist gerade an einem Sonntag anders besser eingesetzt.“
Diese Allüren konnte Franz aber noch nie gut ertragen und kontert: „Das können Sie getrost uns überlassen, Herr Cousin.“
Die autoritätsuntergrabende Betitelung war ihm eine Genugtuung. Also setzt der Cousin von Dagos nach: „Mein Name ist Lawall. Ich bin Anwalt beim UN-Menschenrechtsrat und ich bin mir sicher, Sie kennen sich mit der aktuellen Gesetzeslage aus.“
Die Erwähnung der UN beeindruckt Franz, wenngleich er nicht versteht, was das mit der Drehgenehmigung zu tun hat. Doch zu der Frage kommt Franz nicht mehr. Er muss sich die anwaltliche Litanei der entsprechenden Paragrafen anhören. Das ist gewöhnlich seine eigene Vorliebe. Die Wirkung bleibt nicht aus. Franz gibt das Telefon, die Antwort schuldig geblieben, an Dagos zurück und beide Beamten verabschieden sich.
„Danke“, spricht Dagos leise in das Telefon, doch er hört nur noch den Pieps des Auflegens. Plötzlich klingelt das Telefon wieder und als Dagos abhebt, fügt sein Cousin hinzu: „Die Bullen werden Dich weiter im Visier haben. Also halt die Füße still. Ich habe heute etwas Besseres vor!“
Noch bevor Dagos seinen Dank wiederholen kann, ertönt erneut der das Ende des Gesprächs einläutende Pieps.
Silke bringt ein weiteres Problem auf den Punkt: „Selbst wenn wir eine Leiche bekommen, wie sollen wir den Firken damit täuschen?“
„Das ist einfach: Wir müssen die Leiche am Ort des Rituals drapieren. Dort schaut er zuerst nach, vor allem wenn dort auch Silke ist. Der Firk mag übernatürliche Fähigkeiten besitzen, aber seine Wahrnehmung in dieser Welt ist eingeschränkt“, erklärt Kendra diesen Teil der Täuschung.
Schon seitdem Gutten von seinem Kumpel Fritz als Polizeispitzel bezichtigt wurde, sucht er nach Worten der Entschuldigung und beschließt es einfach zu sagen: „Es tut mir leid, dass ich Euch verraten habe.“
Ein kleines Raunen, durchsetzt von „Stimmt ja!“ oder „Ach ja!“, geht durch den Raum. Doch es stellt sich ein allgemeines Verständnis für die für alle skurrile Situation ein. Um den Schaden wieder gut zu machen, versucht Gutten es mit Engagement auszugleichen: „Vielleicht reicht ja auch schon eine Puppe, eine lebensechte Puppe? Oder ein Roboter?“ Doch er erntet von Silke nur: „Selbst wenn, wo bekommen wir an einem Sonntag so etwas her?“
„Der Unfall!“, ruft Kendra aus und schildert die schrecklichen Szenen auf der Bundesstraße, derer Zeugin sie wurde: „Als ich heute hier ankam, gab es einen schrecklichen Unfall. Da gab es zumindest eine Leiche – soweit ich weiß.“
„Wenn man die Geschichte bedenkt, sind frische Leichen wohl das beste“, befindet Dagos und fordert Kendra und Silke auf, ihm zu folgen. Dagos bedankt sich beim Stadtarchivar für seine Hilfe.
Beim Verlassen der Räumlichkeiten bemerkt er gegenüber Silke und Kendra: „Auf Gutten ist kein Verlass, wir erzählen ihm besser nichts mehr.“
Dann offenbart er vor allem gegenüber Kendra seinen Plan: „Ich weiß, das ist jetzt nicht gerecht. Aber Du musst die Leiche besorgen. Die Bullen überwachen mich. Ich lenke sie mit Silke ab und wir bieten ihnen eine Show. Wir spielen das heimliche Pärchen. Wir treffen uns an der Brücke am See und übergeben die Leiche an den Puca.“
Kendra verheimlicht ihre Eifersucht, die aber in ihr einen Aufschrei verursacht. So wandelt sie die bereits losgeschickten Gedanken in eine Verwarnung: „Das ist nicht Dein Ernst, Dagos? Ich meine, ich soll die verfluchte Leiche holen? Wieso ich?“
Der flehentliche Blick überzeugt Kendra nicht, hatte sie nie. Es war die schlichte Erkenntnis der Notwendigkeit, die sie einlenken lässt.
„Du hast Ahnung, wie es im Krankenhaus zugeht, und ich stehe unter Beobachtung“, fasst es Dagos richtig zusammen. Doch er unterlässt es, die alternative Option zu nennen, nämlich nach Hause zu fahren. Stattdessen überrumpelt er sie, in der er sie weiter durch den Plan führt. So fügt Dagos hinzu: „Wir treffen uns zum Sonnenuntergang an der Brücke am See. Wir täuschen Dreharbeiten vor. Ich habe einiges Equipment im Auto. Eine alte Kamera und Lichtreflektoren und so. Das hat schon wiederholt funktioniert.“
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